Sonntag, 20. Juli 2014

Reise in die Nacht

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."
Hermann Hesse, "Stufen"

Wie soll man über eine Krankheit schreiben, von der die meisten Menschen noch nie gehört haben, und deren Namen nicht nur die Betroffenen, sondern sogar einige Ärzte falsch aussprechen?

Wie fasst man die Angst, die Verzweiflung, den Selbstwerteinbruch in Worte, ohne dabei vor dem Blick in den eigenen Abgrund zurückzuschrecken? Schließlich muss man dann alles noch einmal durchleben, noch einmal den Blick in eine beängstigende Zukunft werfen. Eine Welt betreten, die von Ungeheuern bewohnt wird, in der alle Wege dornig sind und immer weiter von zu Hause wegführen. Es ist eine Region, in der man Gefahr läuft, so klein zu werden, dass man sich selbst nicht mehr sehen kann, in der man sich vor dem Fremden in sich selbst so sehr fürchtet, dass man sich selbst nicht mehr erkennt.

Dort, in dieser dunklen Zone, wird die Suche nach dem Heimweg zu einem Kopfsprung in einen Nadelhaufen, in der Hoffnung, den einen kleinen Strohhalm zu finden, an den man sich klammern kann, bevor man den Boden unter den tauben Füßen verliert. Es ist ein Lebensraum, in dem selbst der Schmerz willkommen ist, da er einem zeigt, dass man noch am Leben ist.

Schmerzen zu erleiden - körperlich und seelische - ist immer noch besser als gar nichts zu fühlen.

Und ganz egal, wohin einen die wilde Reise in die dunkle Nacht der Seele führt...

Etwas Besseres als den Tod findet man überall.



Mein GBS

Mein GBS

Im Juni 2013 erkrankte ich am Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Das ist eine bakterielle Infektion, die in meinem Fall zu einer vorübergehenden vollständigen Lähmung des gesamten Körpers vom Hals abwärts geführt hat. Bei GBS wird die Isolierschicht der Nerven zerstört, wodurch alle Nervenimpulse, die vom Gehirn aus den Körper steuern, ins Leere laufen. Die Ursache meiner Infektion ist unbekannt. Ich verbrachte zwei Monate auf der Intensivstation, danach vier Monate auf der Neuro (beides im LKH Vöcklabruck). Anschließend war ich vier Monate auf Reha im Neurologischen Therapiezentrum Gmundnerberg. Seit April wohne ich im Behindertendorf Assista Altenhof am Hausruck. Da ich noch im Rollstuhl sitze, könnte ich momentan in der Wohnung in Seewalchen nicht leben.
Mein gesundheitlicher Zustand bessert sich zusehends. Es geht zwar alles langsam, aber mit Physio- und Ergotherapie erziele ich große Fortschritte. Vor einem Jahr konnte ich nur den Kopf und die Augen bewegen und sprechen. Das blieb etwa ein halbes Jahr so. Dann kamen nach und nach die verschiedenen Körperfunktionen zurück.
Mittlerweile kann ich selbst mit dem Rollstuhl herumfahren, selbst essen und iPad und iPhone fast problemlos bedienen. Mein gesamter Oberkörper ist normal beweglich, mit Ausnahme der Fingerstreckung- und beugung. Greifen fällt mir schwer. Die Beine kann ich ausgestrecktt schon ganz gut anheben, und im Stehlifter, an einem Oberkörpergurt hängend, nahezu problemlos durchstrecken. Nur die Kraft fehlt mir noch, ich kann also weder selbstständig aufstehen, noch gehen.
Grundsätzlich gilt GBS als vollständig heilbar.