Sonntag, 20. Juli 2014

Reise in die Nacht

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."
Hermann Hesse, "Stufen"

Wie soll man über eine Krankheit schreiben, von der die meisten Menschen noch nie gehört haben, und deren Namen nicht nur die Betroffenen, sondern sogar einige Ärzte falsch aussprechen?

Wie fasst man die Angst, die Verzweiflung, den Selbstwerteinbruch in Worte, ohne dabei vor dem Blick in den eigenen Abgrund zurückzuschrecken? Schließlich muss man dann alles noch einmal durchleben, noch einmal den Blick in eine beängstigende Zukunft werfen. Eine Welt betreten, die von Ungeheuern bewohnt wird, in der alle Wege dornig sind und immer weiter von zu Hause wegführen. Es ist eine Region, in der man Gefahr läuft, so klein zu werden, dass man sich selbst nicht mehr sehen kann, in der man sich vor dem Fremden in sich selbst so sehr fürchtet, dass man sich selbst nicht mehr erkennt.

Dort, in dieser dunklen Zone, wird die Suche nach dem Heimweg zu einem Kopfsprung in einen Nadelhaufen, in der Hoffnung, den einen kleinen Strohhalm zu finden, an den man sich klammern kann, bevor man den Boden unter den tauben Füßen verliert. Es ist ein Lebensraum, in dem selbst der Schmerz willkommen ist, da er einem zeigt, dass man noch am Leben ist.

Schmerzen zu erleiden - körperlich und seelische - ist immer noch besser als gar nichts zu fühlen.

Und ganz egal, wohin einen die wilde Reise in die dunkle Nacht der Seele führt...

Etwas Besseres als den Tod findet man überall.



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