Samstag, 13. Februar 2016

Der Schattenspringer

Du bist glücklich, zuversichtlich und gesund! Vergiss das nicht in deiner Starre! Deine Beine sind gelähmt, also steh auf und geh! Deine Arme sind gelähmt, also breite sie aus und begrüße das Leben! 

Deine Finger sind verkrümmt. Winke! Deine Flügel sind gebrochen. Flieg!

Liebe dich, so, wie du jetzt gerade bist. Auch, wenn du unzufrieden mit deinem Leben bist, mit all den Zweifeln, den Sorgen und der Angst, die du empfindest, während du bewegungslos erstarrt in deinem Bett liegst. Deine Furcht zieht vorbei, wie schwarze Wolken in der Nacht. Sie trüben deinen Blick, aber der Himmel dahinter ist voller Sterne. 
Besänftige dein Gemüt. Lass deine Gedanken nicht umherirren wie in einem Spiegelkabinett. Verlangsame deine Gedanken, halte sie fest, lass sie ruhen. Beobachte nur. Denke nicht. Werte nicht. Urteile nicht. Sei!
Dein Leben ist in diesem Augenblick das beste, das du hast. Auch, wenn du dich nicht bewegen, nicht sprechen, vielleicht nicht einmal atmen kannst, ist dies das beste Leben, das du hast. Jetzt. In diesem Augenblick. Sei!

Wenn du weißt, wer du bist, kannst du dich nicht verlieren. Wenn du nicht weißt, wer du bist, finde dich selbst. Mach dich auf den Weg, auch, wenn deine Beine starr sind. Beginne deine Reise. Wenn du gelähmt bist, lauf!

Dein wahres Ich wartet auf dich. Es erinnert sich an dich. Es liebt dich und sich selbst. Auch du erinnerst dich. Tief in dem Schatten deines Geistes lebt die Erinnerung an den, der du bist. Wenn du in deinem eigenen Schatten stehst, tritt aus ihm heraus! Wenn du über deinen Schatten springst, siehst du deinen Weg, und alle Hindernisse freuen sich mit dir, weil du sie überwunden hast. Jedes Hindernis ist dein Freund, Schattenspringer!

Schon vor langer Zeit hast du die Verbindung zu einem wundervollen heiteren Wesen verloren. Der Geist, der dich rief und und der dich vorantrieb. Der dich aufhob und fallen ließ. Aber du bist nicht in einen bodenlosen Abgrund gestürzt und auch nicht an den Riffen deines Geistes zerschellt.

Mit jedem Meter, den du fielst, kamst du näher zu dir selbst. Und als deine Füße den Boden wieder spürten, lachte das wundervolle heitere Wesen vor Freude. Komisch, dachtest du. Was ich da höre, ist meine eigene Stimme.
Wenn du weißt, wohin du gehst, kann dich kein Sturz zu Fall bringen. Du kannst nicht tiefer fallen, als in deine eigenen Hände. Du kannst nirgendwo aufprallen, als auf deinen eigenen Füßen. Wenn du weißt, dass du nicht am Boden aufschlagen wirst, kann dich kein Abgrund überraschen. Jeder Sturz ist ein Aufstieg.

Vereine deine Zweifel mit Vertrauen, Mut und Inspiration. Das Gegenteil von Leben ist Angst. Wenn du deine Angst besiegst, hast du dein Leben gewonnen. Finde deine Angst! Suche deinen Feind! Jag die Wölfe durch die Nacht!

Das Leben hat dich eingehüllt. In Zweifel, Irrtum und Verlust. Du hast deine Richtung verloren, obwohl es keine Räume ohne Richtung gibt. Du hast dich dort verloren, wo dich niemand findet und wo du immer warst. Du willst und kannst nirgendwo anders sein, als in dir selbst. Sei!
Du kannst dich von dem Schmerz, dem Leid, der Schuld und all dem Spott, den du dein Leben lang ertragen musstest nicht befreien. Du kannst nicht. Du willst! Du wirst!

Wenn dein Bewusstsein wach ist, kannst du alle Erfahrungen sammeln, die du brauchst. Vielleicht willst du nicht, was du brauchst. Also will es! Greife voller Freude nach den Dornen. Nur, wenn du Wunden hast, kannst du dich über die verblassenden Narben freuen.

Wenn du dich selbst zum Opfer machst, bist du gleichzeitig der Täter. Sieh dich nicht als Opfer eines wütenden Geschicks. Tu dir selbst nicht unrecht. Bestrafe dich nicht. Leide nicht, um zu büßen. Entwaffne den Täter. 

Wirf den ersten Stein nicht auf dich selbst. Verurteile dich nicht, sondern vergib dir. So erschaffst du dir den Stein der Weisen. Pflastere mit ihm deinen Weg und bau dir auf seinem Fundament dein Haus.

Sei geduldig. Warte. Erwarte. Erfahre, erlebe und vertraue. So, wie es jetzt ist, ist es richtig. Auch, wenn du jeden Tag aufwachst und deinen Körper nicht spürst und nicht weißt, ob du lebst oder tot bist. Es ist alles richtig so. Egal, wie gelähmt, wie verzweifelt und wie hoffnungslos du bist, dein Leben hat gerade erst begonnen.

Wenn du dich nach guter Laune und Freude sehnst, nach Gesundheit und Freiheit, dann lache, tanze und sei frei! Erlaube es dir selbst. Nimm dir einfach die Freiheit und sei frei!

Mit einem beweglichen Geist und einem lachenden Herz ist selbst die schwerste Lähmung ein Freudentanz.

Gib niemals, niemals auf! Nimm den Löffel und tauche ihn in den Spinat. Schraub' die Zahnpastatube auf. Drück auf den Notrufknopf. Halte den Becher und beug' dich zu dem Strohhalm. Nimm einen Schluck. Noch einen. Wenn du nicht mehr kannst und glaubst, du würdest zusammenbrechen, verlange mehr. Auch, wenn du keinen Durst hast, trink!

Sei dankbar für das Gute und Schöne in Deinem Leben! Für den Vanillepudding am Abend. Für den Witz eines Krankenpflegers. Für die aufmunternden Worte des Oberarztes. Für die liebevolle Pflege der Krankenschwester. Für die durchs Fenster hereinscheinende Sonne und den Vorhang davor. Für den nachlassenden Schmerz. Für den aufflammenden Schmerz deiner heilenden Nerven. Für jeden Schlag deines Herzens.

Sei danbar für jeden Schlag deines Herzens.

Konzentriere dich auf das, was du hast. Nichts bleibt beständig. Alles verändert sich. Wenn du wenig Kraft hast, vertraue auf den Wandel. Alles verwandelt sich. Wenn dein Lebensmut klein ist, lass ihn wachsen. Lass es zu! Wenn du die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft verloren hast, begnüge dich mit der Gegenwart. Aus ihr wird die Zukunft. Wenn du den Augenblick lebst, wenn du ihn voll und ganz und tief empfindest, wird er zu einem bunten Panorama deiner Zukunft. 

Wenn deine Hände gelähmt sind, pflanz' ein Apfelbäumchen!

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