Samstag, 7. Februar 2015

Mach Dich neu! Affirmationen und Mantras

Sicher haben Sie das Wort Mantra schon oft gehört. Möglicherweise denken Sie dabei an buddhistische Mönche oder Zeitgeist-Esoteriker, die irgendwelche Formeln vor sic hinmurmeln, um dadurch zu Erkenntnis und Weisheit zu gelangen.
Vielleicht sogar zur Erlösung.
Nun, so weit wie ins Nirvana werden Sie meine Mantras wohl nicht bringen, aber sie können Ihnen helfen, Ängste, von denen sie schon lange geplagt werden oder die erst seit Ihrer Erkrankung mit dem Guillain-Barré-Syndrom aufgetreten sind, in den Griff zu kriegen. Mir ist es jedenfalls zum Teil gelungen. Ich biete Ihnen in diesem Posting also kein Allheilmittel gegen die Angst und für die Erlangung von mehr Zuversicht an, aber einen Teil voranzukommen ist doch besser als stillzustehen.
Genau der Stillstand ist die größte Gefahr für GBS-Patienten. Ich habe davon schon in meinem Artikel "Zufriedenheit tötet!" erzählt. Wenn der Weg scheinbar immer weiter wird, der zu bezwingende Berg immer höher, das Labyrinth immer verwinkelter und die lange Reise nicht mit dem ersten Schritt beginnt, sondern mit dem ersten Stolperstein, ist es an der Zeit, die innere Einstellung zu ändern.
Viele Ansichten, Überzeugungen und Prägungen tragen wir schon unser ganzes Leben lang mit und herum. Sätze, die wir gehört haben, Kritik, die an uns geübt wurde, Ermahnungen und Tadelungen, die uns erziehen. Und formen sollten. Und das haben sie.
All die gut gemeinten Ratschläge, die uns härter getroffen haben als jeder Schicksalsschlag. Die Beleidigungen, Verhöhnungen und Demütigungen. Alle diese verbalen Messerstiche haben unsere Seelen verletzt und unser Selbstbild verzerrt. So wurde aus einem fröhlichen Kind ein unsicherer Jugendlicher und schließlich ein gelähmter Erwachsener. Zumindest erging es mir so, aber Ihnen in der einen oder anderen Form sicher auch.
Wir wurden also alle schon seit unserer Geburt durch Affirmationen geprägt. Nur, dass diese Mantras nicht von uns selbst, sondern von unseren Mitmenschen kamen. Viele von Ihnen haben es wohl gar. Nicht böse gemeint, aber wohl getan hat es uns auch nicht. Formeln wie "Das kannst du nicht. Das geht nicht. Das ist Blödsinn. Das hat keinen Sinn" haben uns auf Selbstzweifel programmiert.
Was man oft genug hört, glaubt man irgendwann. Die negativen Glaubenssätze sind wie ein Ohrwurm, den man immer wieder vor sich hinsingt, obwohl man das Lied gar nicht leiden kann. Sie setzen sich im Unterbewusstsein fest und fangen dort an zu nagen. Sie nagen sich langsam, aber beständig in die Tiefen des eigenen Ichs, bis die Seele zerfressen ist. Kein Wunder, dass man auf diese Art die Nerven verliert. In meinem Fall, wie bei allen Menschen mit Guillain-Barré-Syndrom im wahrsten Sinne des Wortes. Die dicke Haut, die Schutzmembran, die bereits den Einzeller vor Fressfeinden schützt, wird abgenagt, bis die Nerven blank liegen. Genau das passiert bei GBS. Die Isolierschicht aus Myelin wird zerfressen, und die Signale, die vom Hirn an den Körper gesendet werden, laufen ins Leere.
Die Hirnimpulse brauchen also neue Leitplanken. Die Myelinschicht muss wiederaufgebaut und das Geröll aus negativen Affirmationen und Egokränkungen muss aus dem Weg geräumt werden.
Aber wie? Wie lautet das Geheimrezept für ein neues Ich? Gibt es einen Pflug, der den Schutt des Lebens beiseite fegt? Gibt es einen Eisbrecher für den in der Lebenskälte erstarrten Körper und seine Seele?
Ja! Den gibt es! Der Pflug, der den gefrorenen Acker des brachliegenden Unterbewusstseins umgräbt, besteht aus einem einfachen Bauplan:
Sich selbst neu programmieren. Darum geht es bei der Anwendung von Mantras und Affirmationen. Das Wort Mantra aus dem Sanskrit bedeutet soviel wie Spruch, und eine Affirmation ist eine Bestätigung. Es handelt sich also nicht um Zauberei oder irgendwelchen Humbug aus der New-Age-Szene, sondern um wirklich funktionierende Techniken, um zu verhindern, dass die Hoffnung auf Heilung in eine Sackgasse führt und eine Aufwertung der Zuversicht zu erreichen.
Kernpunkt der Affirmationstechnik und der Mantra-Meditation ist das wiederholte Rezitieren bestätigender Formeln. Sie können es auch als heilige Worte oder Verse betrachten.
Die Theorie hinter der Affirmationstechnik besagt, dass das menschliche Unterbewusstsein alles glaubt, was ihm gesagt wird. Dieser Teil unseres Verstandes unterscheidet nicht zwischen Wahrheit und Lüge, Sinn und Unsinn. Wenn Sie in Ihrer Kindheit oft genug gehört haben, dass Sie zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, zu schön oder zu häaaslich sind, wenn man Ihnen immer wieder eingetrichtert hat, dass sie dumm sind oder Sie als Niete bezeichnet wurden, so wie ich von einem Lehrer, fangen Sie an, das zu glauben. Und steckt der Stachel einmal im Fleisch, wird er zu einem Keil, der Ihnen das Herz bricht.
Es ist überall ein Sprung drin, hat Leonard Cohen gesungen. There' s a crack in everything. Und tatsächlich leben wir in einer Zeit, in der die Keile immer tiefer zwischen die Menschen geschlagen werden, immer mehr Polaritäten entstehen oder gemacht werden. Wirhaben es alle schon gehört. Die Reichen werden reicher, und die Armen ärmer. Wir werden von negativen und verdummenden Werbebotschaften regelrecht bombardiert, und in Unterhaltungsshows wird an Ekel und an die niedersten Instinkte appelliert. Holt mich hier raus!
Genug der Binsenweisheiten und Verallgemeinerungen, aber das wollte raus. Kommen wir zurück zu der Neuprogrammierung des Unterbewusstseins. Ich will gar nicht zuviel an angelesenen Weisheiten verbreiten und so tun, als wäre ich ein Universalgelehrter.
Jede Philosophie ist für mich nur dann sinnvoll, wenn sie anwendbar ist. Und so schreibe ich meine Tipps zur Anwendung von Affirmationen und Mantras nicht als theoretische Abhandlung, sondern aus eigener praktischer Erfahrung. Gelesen habe ich viel, aber geholfen hat immer nur das, was ich selbst ausprobiert habe.
Und das sieht so aus:
Zuerst entspanne ich mich. Ich setze oder lege mich bequem hin, versuche so locker wie möglich zu sein, schließe die Augen, atme ruhig, zähle meine Atemzüge und beginne dann, meine bewährten Affirmationsformeln innerlich aufzusagen. Finden Sie bei der Formulierung Ihrer Affirmationsmantras Ihren eigenen Denk- und Atemrhythmus. Fühlen Sie sich wohl dabei. Sie können dabei auch lächeln. Die Muskelbewegung des Lächelns setzt im Hirn Glückshormone frei. Lächeln Sie auch sonst immer wieder mal, selbst, wenn Ihnen gar nicht danach zumute ist. Sie werden sehen, Sie fühlen sich sofort besser, auch, wenn es nur ein kleines Bisschen ist.
Wie Sie auf einfache und effektive Art einen Entspannungszustand erreichen können, lesen Sie in meinem Blog-Artikel "Meine Meditation macht Mut."
Eine Affirmation ist eine gedachte oder gesprochene Formel, die dazu führen soll, dass man sich besser fühlt. Wenn wir uns konstant positive Nachrichten einsagen, beginnt unser Unterbewusstsein, sie zu glauben, und schließlich werden wir zu dem, was wir denken und was wir glauben.
Aber das Unterbewusstsein hört nicht nur auf die Worte, die man zu ihm spricht, es speichert auch die damit verbundenen Gefühle ab. Darum müssen Sie bei der Anwendung Ihrer Affirmationsmantras in einem entspannten Zustand befinden. Einige Autoren behaupten, man müsse sich wohl fühlen oder glücklich sein, damit die Affirmationen auch wirken. Ich aber frage mich, wozu brauche ich die Affirmationen dann noch? Ich wende sie an, damit sich mein Zustand verbessert, nicht, obwohl ich mich schon gut fühle.
Wenn Sie ein unglücklicher, verzagter, ängstlicher Mensch sind, können Sie sich nicht richtig wohl fühlen. Der Rat "Fühlen Sie sich wohl, dann geht' s Ihnen besser" ist also völlig absurd.
Aber Sie können sich entspannen. Und wenn Sie nicht einmal das können, dann können Sie sich zumindest soweit beruhigen, dass sie wieder einen einigermaßen klaren Kopf haben. Dann können Sie mit der Programmierung Ihres Unterbewusstseins beginnen und Ihre Affirmationsmantras anwenden.
Ein Zeitraum von fünf- bis fünfzehn Minuten ist ideal für die Affirmationsmeditation. Oder wiederholen Sie die Affirmationen einfach so lange, bis Sie müde werden. Was eine Zahl betrifft, empfehle ich, jede Formel mindestens 100 mal zu wiederholen. Zählen Sie dabei nicht mit, das würde Sie nur ablenken.
Wenn Sie etwas zählen wollen, machen Sie eine einfache Entspannungsübung, indem Sie sich darauf konzentrieren, Ihren ganzen Körper von oben bis unten zu entspannen. Fangen Sie mit der Kopfhaut an, dann die Stirn, das Gesicht, den Mund, die Brust, die Arme, den ganzen Oberkörper, das Becken, die Beine und schließlich die Füße. Am besten machen Sie das im Liegen, wenn Sie aber gerade keine Gelegenheit haben, sich hinzulegen, geht es auch im Sitzen.
Atmen Sie ruhig und gleichmäßig durch die Nase und zählen Sie Ihre Atemzüge beim Ausatmen. Sie können sich dazu die Zahlen vorstellen. Mehr dazu in meinem Blogartikel "Meine Meditation macht Mut". Ich wende diese Form der Entspannung seit über zwanzig Jahren täglich an, und sie hat mir über so manche schwere Zeit und einige schreckliche Erlebnisse hinweggeholfen.
Affirmationen oft zu wiederholen ist gut, aber übertreiben Sie nicht. Es darf nicht zum Zwang werden. Denken Sie immer daran, dabei entspannt zu sein. Und wenn Sie sich wirklich wohl fühlen und die Zeit dazu haben, ist das natürlich der ideale Moment, Ihre Mantras aufzusagen.
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mindestens eine meiner Lieblingsaffirmationen nach dem Aufwachen, während des Tages und vor dem Einschlafen anzuwenden. Sowie bei Bedarf in stressigen Situationen. Das Affirmieren vor dem Einschlafen finde ich am Wirkungsvollsten. So programmiere ich mich für den nächsten Tag. Meistens funktioniert es. Und wenn nicht, war ich nicht entspannt oder nicht achtsam genug.
Denken Sie sich: "Ich freu' mich auf den neuen Tag."
Wenn Sie sich unsicher fühlen oder Angst haben, denken oder flüstern Sie: "Ich vertraue dem Leben."
Für langfristige Angsbewältigung: "Ich bin völlig entspannt und frei von Angst."
Sie können nur eine Affirmation nehmen und diese immer wieder wiederholen. Tun Sie das so lange, bis Sie an das glauben, was Sie sich vorsagen. Die andere Möglichkeit ist, sich eine Liste mit einigen Affirmationen einzuprägen und die dann immer wieder zu denken oder zu sprechen.
Außerdem ist es sehr wirkungsvoll, die Affirmationen auf eine Audioquelle zu sprechen. Am besten eignet sich heutzutage dafür natürlich das Handy. Wenn Sie ein Smartphone haben, können Sie Ihre Lieblingsaffirmationen draufsprechen und per Abspielwiederholung so ofthören, wie Sie wollen. Es ist aber empfehlenswert, eine Dauer von fünfzehn Minuten nicht zu überschreiten. Auch positives Denken kann mit der Zeit anstrengend werden, und gerade beim Affirmieren sollte man stets achtsam und aufmerksam sein. Es gibt sogar eigene Apps für das Aufnehmen von Affirmationen.

Hier einige Beispiele für allgemeine Affirmationen:

• Ich bin ruhig und gelassen.
• Ich bin ruhig und fühl' mich wohl.
• Ich bin selbstbewusst und stark.
• Ich verdiene nur das Beste.
• Ich kontrolliere meine Gefühle.
• Ich kontrolliere meine Angst.
• Ich kann alles erreichen, was ich will.

Experimentieren Sie! Formulieren Sie Ihre eigenen Affirmationen und Mantras und wenden Sie sie regelmäßig an. In der regelmäßigen Wiederholung liegt das Geheimnis des Erfolgs. Unser Hirn braucht mindestens 21 Tage, um eine Erkenntnis zur Gewohnheit zu machen. Vielleicht geht es bei Ihnen ja auch schneller oder es dauert länger, aber eines können Sie mir glauben: Nur, wenn Sie Ihre Affirmationen regelmäßig, jeden Tag anwenden, werden Sie mit der Zeit die Früchte Ihres Erkenntnisbaums pflücken.
Unser Unterbewusstsein ist wie ein Acker.
Wir ernten, was wir säen.

Hier einige Tipps zum Erstellen und Anwenden Ihrer Affirmationsmantras:

• Die Affirmation soll kurz und einfach sein. "Ich bin bald ganz gesund."
• Die Affirmation soll beim Einatmen und Ausatmen gedacht oder gesprochen werden.
  Einatmen: "Ich bin..." Ausatmen: "...bald ganz gesund".
• Die Affirmation soll in der Gegenwartsform formuliert werden. "Ich bin bald ganz gesund" statt "Ich werde wieder gesund".
• Die Affirmation soll mit positiven Worten formuliert werden. "Ich bin bald ganz gesund" statt "Ich will nicht mehr krank sein".
• Nutzen Sie bei jedem Affirmationsvorgang nur eine Affirmation.
• Wiederholen Sie jede Affirmation mindestens dreißig Mal. Öfter ist besser.
• Wenden Sie diese Technik jeden Tag an. Auch, wenn es Ihnen gut geht. Gerade dann.
• Meditieren Sie Ihre Lieblingsaffirmation vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen.

In dem Satz "Ich will nicht mehr krank sein" befinden sich gleich zwei negative Wörter. Nicht und krank. Ganz und gesund klingt doch viel schöner, oder? Es kommt also darauf an, das Unterbewusstsein konstant mit positiven Glaubenssätzen zu füttern. Soul food to go, sozusagen. Um wieder gehen zu können. Die meisten GBS-Patienten haben gelähmte Beine. Lange Zeit.
Viel Zeit zum Meditieren und Affirmieren. Selbstverständlich können Sie das auch tun, wenn Sie nicht am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt sind. Ich nutze diese Techniken schon seit mehr als zwanzig Jahren, und sie haben mir auch nach dem Ausbruch meiner Erkrankung im Jahr 2013 sehr dabei geholfen, meine Zeit als Kopf ohne Körper zu überstehen, ohne dabei Schaden an meiner Seele zu nehmen.
Abschließend schreibe ich Ihnen noch meine Lieblingsaffirmationen auf. Kurz, knapp, wirkungsvoll. Probieren Sie sie aus. Sie können dabei nichts falsch machen.
Oh, schon wieder zwei negative Formulierungen. Nichts und falsch. Da kann man mal sehen, wie sehr wir von unserer negativ denkenden Angstgesellschaft geprägt sind.
Prägen Sie sich neu.
Machen Sie nicht nichts falsch, sondern alles richtig!
Es geht doch, und es hat Sinn! Mach Dich neu!

Meine Lieblingsaffirmationen:

• Ich bin eine starke Persönlichkeit.
• Ich bin völlig entspannt und frei von Angst.
• Ich bin bald ganz gesund.
• Ich lasse meine Ängste los.
• Ich vertraue dem Leben.
• Ich freu' mich auf den neuen Tag.
• Ich schaffe alles, was ich will.
• Ich bin mutig. Ich bin stark. Ich bin glücklich. Ich bin frei.
• Ich kämpfe für mein Leben und werd' immer alles geben.
• Jeden Tag geht es mir in jeder Hinsicht immer besser und besser.

Ich danke Ihnen für das Lesen meines Blogs und wünsche Ihnen viel Erfolg beim Anwenden der Affirmationsmantras. Sie können nur davon profitieren. Wenn es nicht auf Anhieb klappt, machen Sie weiter.
Es wird funktionieren! Ganz bestimmt!
Egal, ob Sie gesund oder krank sind, tun Sie' s auf jeden Fall! Und wenn Sie sich schlecht fühlen oder Angst haben, tun Sie' s trotzdem! 
Nur eines tun Sie bitte nicht:
"Geben Sie nie, nie, niemals auf!"

Markus G. Pärm
Altenhof am Hausruck im Februar 2015

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